Als ich zum ersten Mal hörte, es gäbe einen Ziegenhirten, der mit seinen Tieren ab und an im Hambacher Forst vorbeikommt habe ich das nicht wirklich glauben können. Ziegenhirte? Sowas gab es bei Heidi, der Geissenpeter aber im wirklichen Leben, im 21. Jahrhundert? Ok, als Hobby vielleicht....
Irgendwann habe ich Svenjo dann im Hambi getroffen und er sagte tatsächlich, er sei Ziegenhirte - hauptberuflich und Vollzeit. Wir haben dann vereinbart, dass ich ihn für einige Tage besuche und portraitiere. Getroffen haben wir uns dann Pfingsten 2019 in der Eifel.
Auf den ersten Blick entspricht Svenjo dem Bild eines Menschen der "landwirtschaftlich" tätig ist. Grüne Latzhose, Birkenstocks, auf dem Platz wo er sein Lager aufgeschlagen hat steht ein alter, ziemlich kleiner Wohnwagen und sein Bus, in dem 2 Hunde Krawall schlagen als sie mich bemerken. Dazu meckern 2 Ziegenbabies. Eines der beiden robbt auf seinen Vorderbeinen durch die Wiese und zieht die Hinterbeine hinter sich her. Es heist "Hopie".
Svenjo hat die Hände und das Gesicht eines Menschen, der viel draußen ist und mit den Händen arbeitet. Er sagt, er sei seit 27 Jahren Ziegenhirte.
Ein genauerer Blick in sein Gesicht und seine Augen zeigt mir, dass da mehr ist. Auch die Art, wie er spricht lässt mich erahnen, das ein Mann vor mir steht, der viel erlebt und viel zu erzählen hat.
Doch zuerst geht es zu den Ziegen. Die sind von ihrer eingezäunten Wiese abgehauen und wollen dorthin zurück getrieben werden. Das ist ein Job für ihn und seine beiden Hunde "Fatze" und "Flitze". Das ganze dauert keine halbe Stunde und danach sitzen wir zusammen, beobachten die Ziegen und reden.
Was mir an seinen Ziegen auffallen würde fragt mich Svenjo. Sie haben all keiner dieser grell gelb leuchtenden Plastikmarken im Ohr. Svenjo erklärt mir, dass er sich seit Jahren weigert, diese Dinger in die Ohren seiner Tiere zu quetschen und dass ihm diese Weigerung viel Ärger bereitet. Prozesse und die Weigerung der Gemeinde, die seine Schafe zur Landschaftspflege einsetzt, ihn zu bezahlen sind die Folge.
Nach getaner Arbeit gab es was zu essen - Svenjo hat in seinem Wohnwagen gekocht. Beim Essen habe ich dann Teile seiner Lebensgeschichte gehört. Svenjo war Schafhirte auf einer Alb in der Schweiz. Jeder Hirte hat ein paar Ziegen dabei um sich mit frischer Milch zu versorgen. So begann Svenjos Liebe zu den Ziegen über die Schafe.
Svenjos Leben ist filmreif. Er hat die halbe Welt zu Fuß bereist, hat dabei unglaubliches erlebt ist spannenden Menschen begegnet aber all das soll er selbst erzählen, wenn er möchte.
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Christiane (Montag, 06 Juli 2020 07:28)
Wie spannend!! Würde so gerne mehr erfahren!
Simone (Montag,06. Juli 2020, 07:56) (Montag, 06 Juli 2020 07:59)
Das ist wirklich eine dieser Lebensgeschichten, von denen ich beeindruckt bin.
Auch dass er bei sich und seiner Haltung bleibt, u.a. das Verweigern der Markierung seiner Ziegen, verdient Respekt!
Marie-Anette (Montag, 06 Juli 2020 08:02)
Mich beeindruckt es so authentisch zu sich selbst zu stehen . Ich würde es auch spannend finden mehr zu erfahren
Anita Klenert (Montag, 06 Juli 2020 17:19)
Im Einklang mit sich, der Natur, den Tieren - wenn da nur nicht diese Menschen und Ihre
oft nicht nach vollziehbaren Vorschriften wären - das Leben könnte sooooo schön sein!!
Ich bin immer wieder begeistert von derart angstfreien und authentischen Menschen, die Ihr Leben leben und uns inspirieren unser eigenes Leben zu hinterfragen!!