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Ohne "social media" - Ein Selbstversuch



Nach ich weiß nicht wievielen Jahren die ich quasi täglich dutzende male auf Facebook und Twitter gepostet habe, gehe ich heute - am 17.04.2018 - offline. Meine einzige virtuelle Kommunikation findet zukünftig über diesen blog und per mail statt.

 

Warum? Angefangen habe ich vor vielen Jahren mit Facebook. Für mich erschien diese Plattform als ein ideales Mittel, meine Photo-Projekte vorzustellen, feedback zu erhalten, Galerien für Ausstellungen zu gewinnen, das ein oder andere Bild zu verkaufen....Am Ende hatte ich über 1.500 follower aber es hat sich als Trugschluß herausgestellt. Es hat mir genau nichts gebracht. Stattdessen bin ich in die social media Falle getappt, habe zu allem Möglichen meinen Senf dazu getan, habe mich über Rassisten, Nazis oder einfach nur Vollidioten geärgert. Habe geblockt wie wild, wurde beschimpft, beleidigt, bedroht und selbst geblockt.  

 

Also hab ich es es bei Twitter probiert. Was soll ich sagen. Hier lief es fast genauso nur dramatisch schneller ;-)

 

Innerhalb von 8 Monaten hatte ich über 600 follower und eine fast genauso lange Blockliste. Das Mass an Hass und Respektlosigkeit, das mir auf dieser Plattform begegnete hat alle meine Befürchtungen übertroffen. 

 

Irgendwann habe ich festgestellt, dass all diese negativen Aspekte in den sogenannten sozialen Medien etwas mit mir machen. Ich wurde zunehmend aggressiver, sowohl im virtuellen als auch im realen Leben - uncool! Ich wurde depressiv - noch uncooler! Es hat mir fast nichts außer schlechten Gefühlen gebracht - extrem uncool! Ich bin dankbar für eine Handvoll Menschen, über die ich über Twitter auch Kontakt im echten Leben bekommen habe. Zukünftig lerne ich neue Menschen wieder ohne diesen Umweg kennen

 

Logische Frage: Warum tu ich mir das an? Kommt die Welt nicht ohne meine Mitteilungen aus? Doch, kommt sie! Komme ich nicht ohne die Mitteilungen meiner Mitmenschen aus? Doch komme ich!

Also war die logische Konsequenz aus diesem Kommunikationssystem auszusteigen. Und genau das tue ich heute. 

 

An dieser Stelle schreibe ich einfach mal zusammen, was der "Entzug" so mit mir macht. Ob es überhaupt zu einem solchen kommt oder ich mich einfach nur besser fühle....wir werden sehen 


Tag 1

Keine "Entzugserscheinungen" eher der ins Leere laufende Versuch ein eingeübtes Ritual zu leben. Vor dem Einschlafen noch mal schnell in FB & Twitter gucken, was es Neues gibt - geht nicht mehr. Hat einen Vorteil: Bisher hab ich mir regelmäßig vorgenommen, nur "mal kurz vorm Schlafen" reinzugucken. Häufig hab ich dann keine 2 Stunden später, komplett genervt aufgehört und diversen Dreck mit in den Schlaf genommen. Heute schlug der Versuch einfach fehl, Augen zu und fertig


Tag 2

Aufwachen, Tablett anwerfen und....nix und. social media Accounts sind deaktiviert. Merkwürdiges Gefühl. Mir fallen später auf der Autobahn, beim Hören der Nachrichten mindestens 3 Themen auf, zu denen ich mich per post äußern möchte. ok, dann lass ich es halt. Muss wohl lernen, dass die Welt nicht untergeht, wenn ich ihr meine Gedanken nicht mitteile, zumal ich wieder gemerkt habe, dass es keine positiven und freundlichen Gedanken waren.

 

Ach war das doch schön, in irgendwelchen langweilil- & -atmigen Meetings unter dem Tisch auf dem Handy herumzutwittern. Auch vorbei, Langeweile will jetzt ausgehalten werden.

 

 


Tag 3

Ambivalente Gefühlslage.....einerseits verspüre ich regelmäßig den reflexartigen und "antrainierten" Drang, meine Meinung zu allem möglichen Mist online kund zu tun....Wahlplakate der AfD, Verhalten der RWE am Hambacher Forst, Äußerungen diverser Spitzenpolitiker, etc. Andererseits erreichen mich "Informationen" die mich bisher ebenfalls reflexartig getriggert haben nicht mehr. Wirklich fehlen tut mir tatsächlich aber eher nix


Tag 4

Es gibt doch tatsächlich das erste Mal einen Grund, warum ich Facebook vermisse. Würde gerne Kontakt zu Yusra Mardini aufnehmen. Derartige, erste Kontaktaufnahmen habe ich bisher immer via Facebook erledigt....ok, dann halt anders


Tag 5

Heute ist eher nicht mein bester Tag....Fragen drängen sich in mein Gemüt.

 

Interessiert es überhaupt irgendwen, dass ich nicht mehr in den sozialen Medien aktiv bin?

Bin ich nach 5 Tagen ggf. schlicht bereits vergessen?

 

Aus diesen Fragen leitet sich dann sehr schnell die eigentlich entscheidende Frage ab: Warum interessiert mich das überhaupt? Ging es mir am Ende immer nur um Aufmerksamkeit, die ich nun nicht mehr bekomme? Und wenn ja, warum war oder ist diese Aufmerksamkeit für mir so bedeutsam? Und ganz schnell bringen mich diese Fragen zu mir selbst und zu meiner Vergangenheit. Ich erkenne, warum ich so einfach und schnell in die social media Falle getappt bin und jederzeit wieder drohe hineinzutappen. 


Tag 6

Tag 5 war wenig erfreulich, aber wichtig! Es gilt der alte Grundsatz "Keine Handlung ohne Motiv", folglich ist das Erkennen der eigenen Motive essentiell wichtig, wenn gelegentlich auch schmerzhaft. Hätte nicht gedacht, dass 5 Tage social media Abstinenz mich zu den Kernfragen meines Lebens bringen. Aber so ist es gekommen.

 

Am Ende geht es nicht um die Frage, warum ich diverse Plattformen bespielt habe und noch bespiele. Es geht auch um die Frage, warum ich Künstler geworden bin. Warum ich es einerseits schaffe und genieße "Promis" persönlich kennen zu lernen, andererseits keinen künstlerischen Erfolg habe. Warum ich am liebsten Menschen portraitiere aber gleichzeitig meisten die Einsamkeit genieße. Warum mein ganzes Leben von Extremen geprägt ist. Warum ich am Ende nirgendwo wirklich dazu gehöre. Weder im Hambacher Forst oder in der Musikbranche, noch im Beruf oder sonstwo im Leben. Am ende stehe ich meist als Beobachter irgendwo dazwischen.

 

Und ich will immer noch REICH & BERÜHMT werden. Die Kombination würde es mir ermöglichen meine Projekte so durchzuführen, wie ich will. Ohne Kompromisse, die meist gar keine sind. Geld interessiert mich Null, es ist einfach ein notwendiges Übel um Dinge zu tun und in Bewegung zu setzen. Berühmt zu sein bedeutet Türen öffnen zu können, die sonst zu bleiben. Wobei das mit dem Berühmt sein bei mir wohl auch eine andere Dimension hat, die mehr mit meiner Vergangenheit zu tun hat.

 

All diese Fragen haben nichts mehr mit der ursprünglichen Intention dieses "Selbstversuches" zu tun und meine Gedanken dazu sind sehr persönlich und gehören hier nicht mehr hin. Ich bin mit der Beschreibung dieser Gedanken an dieser Stelle überhaupt nur soweit gegangen, um dem Ein oder Anderen einen Impuls zu geben....

 

Vorerst ende ich an dieser Stelle, vielleicht kommt an Tag 18 oder so noch mal was ;-)

 

Fazit bis hierher: Ein Leben ohne Social Media ist möglich und sogar sehr positiv.


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